Es ist früher Montagmorgen in einer Druckerei: Die Aufträge werden nach und nach abgearbeitet, Vorstufe und Drucksaal arbeiten bereits auf Hochtouren. Ein guter Wochenstart sollte man annehmen, wären da nicht die beiden Krankmeldungen im eh schon knapp besetzten Team der Weiterverarbeitung, für die aufgrund der vielfach körperlich anstrengenden Tätigkeiten kaum noch Arbeitskräfte zu finden sind. Damit wird es eng, die den Kunden versprochenen Termine einzuhalten. Die Produktionsleitung fühlt sich bereits gestresst und hat ein Fluchen auf den Lippen.
So oder so ähnlich beginnt der Tag in vielen Druckereien hierzulande. Denn oft entpuppt sich die Weiterverarbeitung aufgrund geringer Automatisierung noch immer als Flaschenhals. Dabei sind Wettbewerbs - und Kostendruck hoch und gestiegene Energie- und Rohstoffpreise belasten die Margen zusätzlich.
HEIDELBERG weiß um diese Herausforderungen, die Druckereien umtreiben und hat entsprechende Lösungen entwickelt. "Der Schlüssel liegt in der Automatisierung von Prozessen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg“, sagt Stefan Dettke, Leiter Produkte und Märkte von Postpress Commercial bei HEIDELBERG. Das wirkt einerseits dem Personalmangel entgegen, indem Bogenoffset- und Falzmaschinen zu einem hohen Grad autonom produzieren und von einem Minimum an Personal bedient werden können. Andererseits lässt sich in der Weiterverarbeitung das Leistungspotenzial von Falzmaschinen ausschöpfen, indem physisch anspruchsvolle Arbeit der Robotik überlassen wird. "Denn eine hochautomatisierte Falzmaschine von HEIDELBERG liefert heute bis zu sieben Tonnen Output pro Schicht. Das muss von einem Mitarbeitenden erst einmal bewältigt werden“, so Dettke weiter."
Für zahlreiche Falzmaschinenmodelle hat HEIDELBERG mittlerweile das Push to Stop-Konzept von den Speedmaster Maschinen im Drucksaal auf die Stahlfolder-Technologie in der Weiterverarbeitung übertragen. Mehrere Signaturen bzw. Aufträge, deren Format und Falzschema identisch sind, können vom gleichen Stapel abgearbeitet werden – ohne Produktionsunterbrechung. Manuelle Eingriffe in den Prozess werden dadurch vermieden. Der Bediener kann sich der Qualitätsüberwachung zuwenden, das Fehlerrisiko durch unsachgemäße Bedienung wird minimiert.
Die Stahlfolder Falzmaschinen der Peak Performance-Klasse, also die Stahlfolder TH/KH 82-P, sind in der Lage, die Bogen geschuppt durch das Falzsystem zu führen. "Gegenüber einer Einzelbogenverarbeitung ergibt das eine Produktivitätssteigerung von fünfzig Prozent und mehr", so Dettke. Dieser bereits erwähnte hohe Output muss an der Auslage abgenommen und auf Paletten abgesetzt werden. Es ist eine körperlich anstrengende Arbeit, die sich auch negativ auf die Attraktivität des Arbeitsplatzes auswirkt.
Abhilfe schafft der StackStar P, vormals Stahlfolder P-Stacker, von HEIDELBERG. Der Industrieroboter übernimmt die Schwerarbeit und sichert bei konstanter Leistung ein Höchstmaß an Produktivität. Alle zwölf Sekunden setzt der StackStar P ein Paket auf die Palette ab, bis zu 300 jede Stunde.
Die Wendefunktion des Roboters erlaubt es, die Pakete mit der ersten Seite nach unten oder nach oben abzusetzen. Die Signaturen liegen für die Weiterverarbeitung auf einem Sammelhefter oder Klebebinder immer korrekt ausgerichtet auf der Palette. Über das Push-to-Stop Konzept lässt sich der StackStar P in die End-to-End-Produktion einbinden; die Pakete werden nach Signaturen getrennt auf der Palette abgesetzt.
Auf der drupa 2024 wird HEIDELBERG den StackStar C vorstellen. Es handelt sich um einen koexistenten und flexiblen Roboter für automatisches Absetzen von Produktstapeln in der Weiterverarbeitung.
Der StackStar C ist mobil. Er kann einfach zwischen unterschiedlichen Maschinen verschoben werden. Der Roboter bewegt sich in einem 180°-Winkel und kann die Signaturen alternierend auf zwei links und rechts vom Roboterarm liegende Paletten absetzen. Dadurch ist wiederum u. a. ein Nonstop-Betrieb möglich. Der StackStar C arbeitet koexistent und sorgt aufgrund eines innovativen Sicherheitskonzept für sicheres Arbeiten zwischen Menschen und Robotersystem. Ein Sicherheitszaun wird daher nicht benötigt. Außerdem ist eine Qualitätskontrolle während der Produktion ohne Anhalten des Roboters möglich. Durch zwei im Tandembetrieb arbeitende StackStar C lässt sich die Produktionsleistung verdoppeln. Die unterschiedlichen Absetzmuster und Palettengrößen lassen sich am Bedienterminal intuitiv wählen.
Mit dem neuen StackStar C bietet HEIDELBERG damit auch für das mittlere Leistungs- und Auflagensegment eine Robotik-Lösung, die das Personal von schwerer körperlicher Arbeit entlastet und der Problematik des Personalmangels in Druckereien wirksam begegnet.
Premiere feiert auf der drupa auch die zweite Generation der hochautomatisierten Taschenfalzmaschine Stahlfolder TH 82-P. Das Peak Performance-Falzsystem präsentiert sich u. a. in einem neuen Design und mit einem vereinfachten Bedienkonzept.
Aufgrund einer optimierten Falzgeometrie in der ersten Taschenfalzstation und einem verbesserten Bogentransport arbeitet die Maschine gegenüber der heutigen Technik mit rund zehn Prozent mehr noch einmal deutlich produktiver. Die Nettoleistung wird durch das Ausschleusen möglicher Fehlbogen nach der ersten Falzstation weiter begünstigt. Eine technische Überarbeitung der zweiten und dritten Falzstation reduziert die manuellen Eingriffe bei Format- und Papierwechsel, was die Rüstvorgänge zusätzlich beschleunigt.
Die Benutzerführung am Bedien-Terminal des Stahlfolder TH 82-P ist dem Design der neusten Speedmaster XL 106 Generation angelehnt, die ebenso auf der drupa 2024 ihre Weltpremiere hat. Ein „Smartlight“, das in die bedienseitige Verkleidung der Falzmaschine eingelassen ist, informiert den Bediener über entsprechende Farbe über den aktuellen Status (Produktion, Einrichten, Störung) der Falzmaschine und führt ihn zu den nächsten Stellen, an denen ein Eingriff notwendig wird.
Aufgrund dieser hoch automatisierten Prozesse hat HEIDELBERG zwischen der Speedmaster XL-Technologie und der Weiterverarbeitung ein 1:1 Verhältnis erzielt: Was eine Speedmaster XL 75 oder XL 106 liefert, kann eine Falzmaschine übernehmen. Während das Falzsystem vom Planobogen bis zum abgesetzten Paket autonom produziert, überwacht der Bedienende die Produktion und stellt die Folgeaufträge bereit. "Wie die Praxis zeigt, reicht eine Person aus, um bis zu drei mit dem StackStar P ausgestattete Peak-Performance-Falzmaschinen zu bedienen", sagt Dettke.
Der Industrieroboter hat sich daher mittlerweile am Markt etabliert. Zahlreiche Kunden in Asien, Europa und den USA haben bis heute in die Technologie investiert. Neben dem StackStar P stellt HEIDELBERG weitere Automatisierungssysteme auch für die Falzmaschinen im Einstiegsbereich in Aussicht.
Das Ziel lautet, den Workflow im gesamten Produktionsprozess zu harmonisieren. Eine weitere Automatisierung von Prozessen und die Robotik werden es erlauben, manuelle Touchpoints noch weiter zu reduzieren und noch kosteneffizienter als bisher zu produzieren -damit sinkt auch der Stresslevel von der Produktionsleitung in Druckereien.