Trotz sinkender Auflagenhöhen und steigender Komplexität in der Faltschachtel-Produktion: Beim internationalen Technologiekonzern Körber stehen im Bereich Pharma-Verpackung alle Zeichen auf Wachstum. Denn der Verpackungsspezialist trägt durch hohe Liefer- und Qualitätsperformance entscheidend zu mehr Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit seiner Kunden bei.
Ein Grund für die erfolgreiche Geschäftsentwicklung sind, so paradox es zunächst anmutet, „die gestiegenen Anforderungen der Pharmahersteller“, sagt Joachim Hoeltz, Chief Executive Officer (CEO) Packaging Materials am Schweizer Standort von Körber in Allschwil. In direkter Nachbarschaft liegt mit Basel eine der weltweit wichtigsten und umsatzstärksten Ballungsregionen der Pharmabranche. Und die ist im Umbruch. Auslaufende Patente und die wachsende Bedeutung von Generika erhöhen den Kostendruck. Unterschiedlichste Darreichungsformen sowie personalisierte Medikamente bedingen, dass Arzneimittel in kleineren Losgrößen und einer größeren Vielfalt hergestellt werden.
Vor allem die größten Arzneimittelkonzerne haben daher ihre Wertschöpfungskette verschlankt und produzieren weniger auf Bestand. „Die Auflagen bei Sekundärverpackungen werden immer kleiner, die Termine kürzer“, erklärt Hoeltz. Allein in den vergangenen zwölf Monaten sind die Auflagenhöhen nochmals um 20 Prozent zurückgegangen. Die Folge: Aufträge, die teilweise bei wenigen Hundert Bogen liegen, mit Lieferfristen von oftmals nur zwei bis fünf Tagen. All dies bewirkt einen deutlichen Anstieg der geforderten Dienstleistungsqualität – zusätzlich zu den branchenspezifischen Ansprüchen wie Fälschungssicherheit, lückenlose Rückverfolgbarkeit oder Einhaltung strenger Hygiene- und Prozessstandards.
Um mit den Ansprüchen der multinationalen Kunden Schritt zu halten, hat das Körber-Geschäftsfeld Pharma im Bereich Packaging Materials in den vergangenen 15 Jahren ein Netzwerk von vier Standorten aufgebaut. Ausgehend vom schweizerischen Allschwil, expandierte der Bereich zunächst nach Tschechien und dann in die USA (New Jersey) und nach Puerto Rico. Das sichert Kundennähe, gleichzeitig gewährleistet der formatgleiche Maschinenpark eine hohe Lieferfähigkeit, da sich die Standorte bei der weltweiten Einführungn von Medikamenten sowie bei Lastspitzen gegenseitig unterstützen können. Bei den Kennzahlen „On Time In Full“ und „Right First Time“ zählt Körber weltweit zu den Besten.
Gefertigt wird nach einheitlichen Standards mit Equipment von HEIDELBERG im Druck und teils auch in der Weiterverarbeitung. Je zwei Speedmaster der Baureihe XL 106 ergänzen sich pro Standort, um fehlerfrei und fristgerecht zu produzieren. „Wir drucken seit rund zehn Jahren überwiegend mit Maschinen der Peak Performance Klasse von HEIDELBERG. Sie erfüllen unsere besonders hohen Erwartungen an Qualität und Produktivität am besten – und sind damit für uns wettbewerbsentscheidend“, erklärt Giovanni De Luca, Leiter Produktion. Verarbeitet werden Grammaturen zwischen 225 und 440 gsm. Zu 90 Prozent handelt es sich um Frischfaserkarton, da dieser nicht staubt und die reinweiße Oberfläche Vorteile bei der 100-Prozent-Kamerainspektion bietet.
„Wir machen den entscheidenden Unterschied in der Wertschöpfung unserer Kunden“, bringt Hoeltz das Selbstverständnis des Körber-Geschäftsfelds Pharma auf den Punkt. Hier sind zum einen Produktinnovationen wichtig, aber auch Fortschritte in den Prozessen. Denn für Hoeltz steht fest: „Nur wenn der Gesamtprozess stimmt, ist es möglich, kurzfristig von einem Tag auf den anderen liefern zu können, wie wir das beispielsweise in der Coronapandemie getan haben.“ Körber setzt daher konsequent auf digitale und automatisierte Abläufe. Ein Beispiel ist der Supply-on-Demand-Service für Kleinauflagen. Die Datenanbindung der Druckproduktion an das ERP-System des Kunden ermöglicht es, Losgrößen im Bereich von 100 bis 5.000 Bogen bedarfssynchron zu fertigen – auf zwei Speedmaster XL-106-10 P+L.
Die Verpackungsspezialisten von Körber können all dies leisten, weil sie auf die Erfahrung – Körber feiert dieses Jahr sein 75-jähriges Konzernjubiläum – und die Expertise des gesamten Geschäftsfelds Pharma zugreifen können. Es deckt mit rund 2.500 Mitarbeitern an 25 Standorten von der Beratung und dem Verpackungsdesign über Inspektions- und Verpackungsmaschinen, Handling- und Track-and-trace-Lösungen bis hin zu Software wie dem marktführenden Manufacturing-Execution-System PAS-X die gesamte Pharma-Wertschöpfungskette ab. Ein immenser Vorteil: „Unsere Kunden erwarten zunehmend Gesamtlösungen“, sagt Hoeltz.
Gleichzeitig ist klar: Die Auflagenhöhen sinken weiter; die durchschnittliche Joblänge in der Schweiz liegt momentan bei unter 3.000 Bogen. Gleichzeitig steigen die Anforderungen. So werden Text und Abbildung auf der Innenseite der Faltschachtel statt ein- bis zweifarbig zunehmend vierfarbig gedruckt. Zusätzlich steigt die Anzahl der von den Kunden gewünschten PANTONE®-Farben weiter. „Die neueste Maschinentechnologie von HEIDELBERG ist daher entscheidend, damit wir noch schneller, flexibler und produktiver fertigen können. Es geht darum, jederzeit lieferfähig zu sein und gleichzeitig die außerordentlich hohen Anforderungen der Kunden an Qualität und Produktsicherheit zu erfüllen“, begründet Hoeltz die aktuellen Investitionen. In der Schweiz wird eine Speedmaster XL 106-8+L, in Tschechien eine Speedmaster XL 106-10-P+LYYL und in Camden, USA, eine Speedmaster XL 106-10-P+L die Produktion verstärken.
Alle Maschinen der Speedmaster Reihe sind nahezu baugleich und für den Mischbetrieb ausgerüstet. Das schafft die nötige Flexibilität, um kurzfristig spezielle Anforderungen internationaler Kunden einheitlich von allen Standorten bedienen zu können. Für kürzere Rüst- und Durchlaufzeiten sorgen die automatisierte Inline-Farb- und Passer-Regelung per Inpress Control sowie der Hycolor Multidrive Farbwerksantrieb für Waschgänge parallel zu anderen Rüstprozessen oder sogar während der Produktion. Das spart besonders beim häufigen Wechsel von Sonderfarben deutlich Zeit ein.
Den größten Vorteil der Speedmaster, Generation 2020, sieht Körber laut Produktionsleiter De Luca in den intelligenten Assistenzsystemen, der intuitiven Bedienung und dem navigierten Drucken. Die Maschinensoftware Intellistart 3 errechnet den kürzesten Weg zum nächsten O.K.-Bogen, Intelliguide simuliert den zeitoptimierten Ablauf, und Intellirun zeigt dem Bediener während der Produktion situationsabhängig an, welche Tätigkeiten erforderlich sind.
„Unsere Mitarbeiter werden von Standardaufgaben entlastet und gleichzeitig in ihren Entscheidungen unterstützt. Dies erhöht die Fähigkeit, die enorme Produktivität der Maschine tatsächlich auszureizen. Wir können die Leistung von 18.000 Bogen/Stunde immer häufiger abrufen. Dadurch steigen Leistungsfähigkeit und Nutzungsgrad“, fasst De Luca zusammen. Das einfache Handling und die an einer Smartphone-Oberfläche orientierte Nutzerführung der Maschine ist zudem ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn es darum geht, qualifizierte und engagierte Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Denn vor allem sind es bei Körber die Menschen, die den entscheidenden Unterschied machen.
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