Herr Isaak, warum ist die Druckgeschwindigkeit gerade im Packaging so wichtig?
Die Hersteller von Faltschachteln für Güter des täglichen Bedarfs, zum Beispiel Lebensmittel oder Haushaltsartikel, müssen sich im internationalen Wettbewerb behaupten. Ein zentraler Faktor sind die Herstellkosten. In diesem Segment gibt es noch Aufträge in vergleichsweise großen Auflagen, bei denen eine höhere Produktionsgeschwindigkeit einen direkten Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit hat. Wer mehr Volumen in kürzerer Zeit bei gleichbleibenden Personal- und Platzkosten produzieren kann, hat einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Um welche Produktivitätssteigerungen geht es konkret?
Wir haben die maximale Druckgeschwindigkeit der Speedmaster XL106 um rund 16 Prozent erhöht. Unsere Kunden produzieren bereits häufig mit der maximalen Druckgeschwindigkeit und würden gerne noch schneller drucken. Diesem Wunsch sind wir nachgekommen und haben damit die Grenzen der Produktivität einmal mehr nach oben verschoben.
Heißt das, die Speedmaster XL 106 wirkt auch Personalengpässen entgegen?
Unter bestimmten Voraussetzungen ja. Wir sprechen über ein Marktsegment, das jährlich um rund drei Prozent wächst, auch weil immer mehr Plastikverpackungen durch Kartonverpackungen ersetzt werden. Die Betriebe müssen diese Kapazität bereitstellen. Das Personal dafür ist aber immer schwerer zu finden.
Mit der Druckgeschwindigkeit steigt aber auch der Stromverbrauch, so dass die hohen Energiepreise einen Teil der Kostenvorteile auffressen.
Nein, das ist ein Trugschluss, der sich hartnäckig hält. Denn viele Menschen wissen aus eigener Erfahrung, dass ein Auto bei steigender Geschwindigkeit mehr Benzin verbraucht. Im Gegensatz dazu sinkt der Energieverbrauch von Druckmaschinen je tausend Bogen bei steigender Geschwindigkeit. Interessierten Kunden bieten wir daher Energiemessgeräte an, die den Verbrauch messen und sichtbar machen, wie sich mit steigender Druckgeschwindigkeit der Energieeinsatz für einen Druckjob reduzieren lässt.
Je höher die Produktionsgeschwindigkeit, desto eher treten ungewollte Nebeneffekte wie Farbnebel oder Probleme bei der Lacktrocknung auf. Wie stellt HEIDELBERG einen stabilen Betrieb ohne Qualitätseinbußen sicher?
Alle Speedmaster XL 106 mit einer Geschwindigkeit von 21.000 Bogen pro Stunde sind mit einer Farbnebelabsaugung, einer passenden Auslageverlängerung und einem zusätzlichen Trocknermodul ausgestattet. Ein Durchsatz von knapp sechs Bogen pro Sekunde stellt besonders hohe Ansprüche an die Mechanik. Ein Knackpunkt war deshalb der Anleger, der dank des neuen Direktantriebs auch bei 21.000 Bogen pro Stunde gewohnt souverän arbeitet. Im Ausleger sorgen neue Greiferbrücken sowie die dynamischen Bogenbremsen für eine hohe Robustheit und eine saubere Stapelbildung. Das sind nur zwei Beispiele. In Summe haben wir die Druckmaschine von A bis Z auf den Prüfstand gestellt und an die neue Druckgeschwindigkeit angepasst. Selbstverständlich müssen auch die Verbrauchsmaterialien für ein derart hohes Produktionstempo geeignet sein. HEIDELBERG bietet mit seinen Saphira Produkten auch hier eine passende Lösung.
Wie sorgen Sie für eine hohe Maschinenverfügbarkeit im Drei-Schicht-Betrieb?
Die Robustheit der Mechanik haben wir gerade erwähnt. Dazu haben wir Komponenten entwickelt, die einige Wartungsarbeiten komplett überflüssig machen. Unsere speziellen High-Volume-Kurvenrollen in der Bogenführung sind komplett wartungsfrei. Das regelmäßige Abschmieren von Hand entfällt. Die Schmitzringe werden jetzt vollautomatisch in genau definierten Abständen mit der exakt richtigen Menge an Öl gepflegt, so dass auch diese manuelle Wartung vollständig entfällt.
Stichwort Bediener: Wie werden sie entlastet?
Die Speedmaster XL106 mit 21.000 Bogen pro Stunde für den Faltschachteldruck wird immer in hochgesetzter Ausführung geliefert. Möglichst große Stapelhöhen reduzieren bereits den Aufwand in der Materiallogistik vor dem Druck. Hinzu kommen vollautomatische Nonstopsysteme an der An- und Auslage in Verbindung mit einer vollautomatischen Stapellogistik. Es genügt, wenn die Bediener die hochautomatisierten Abläufe überwachen und nur eingreifen, wenn eine Störung eintritt.
Völlig neu ist die Web-Applikation Press Center Mobile. Sie informiert über den aktuellen Status an den Druckmaschinen. Und zwar in Echtzeit direkt in einem Browser auf einem Computer, Tablet oder Smartphone. Außerdem wird vollautomatisch eine To-do-Liste bereitgestellt, so dass Bediener wichtige Informationen immer parat haben, zum Beispiel wann der nächste Auftragswechsel ansteht und welche Farben und Lacke dafür benötigt werden.
Wie ist die Speedmaster XL 106 in den Gesamtprozess eingebunden, um einen maximalen Output zu erzielen?
Die Druckmaschine ist über den Prinect Workflow von HEIDELBERG mit der Vorstufe und der Auftragsvorbereitung vernetzt und erhält darüber die Auftrags- und Farbvoreinstelldaten, was die Rüstzeiten verkürzt. Um die gedruckten Bogen weiter zu verarbeiten, bietet HEIDELBERG gemeinsam mit seinem Partner MK Masterwork eine breite Palette an Stanzen und Faltschachtelklebemaschinen an.
Unter welchen Voraussetzungen amortisiert sich die Investition am schnellsten?
Die Speedmaster XL106 mit 21.000 Bogen pro Stunde spielt ihre Stärken vor allem bei höheren Auflagen aus. Sie ist für Druckereien konzipiert, die in den gängigen Kartonstärken von 0,2 bis 0,6 mm bereits jetzt nahe an der Maximalgeschwindigkeit der Druckmaschine produzieren. Die Investition soll sich in zwei Jahren amortisiert haben.
