29.10.2020
In der Weiterverarbeitung von Druckerzeugnissen liegen nach wie vor beachtliche Potenziale hinsichtlich stärkerer Automatisierung, höherer Produktivität und integrierter Prozesse. Diese Themen gilt es sowohl für den Akzidenz- als auch den Verpackungsdruck anzugehen. Gleichwohl müssen einfachere und bedienerfreundlichere Maschinen den Fachkräftemangel kompensieren und körperliche Tätigkeiten reduzieren. Ein Flaschenhals bildet hier unter anderem der Falzbereich.
Durch die massive Leistungssteigerung beim Falzen in den letzten Jahren mit bis zu 18.000 Bogen/Std. sind sowohl die Bogenzuführung als auch die Bogenauslage gefordert. Der in letzter Zeit oft verwendete OEE-Wert (Overall Equipment Effectiveness) liegt bei Falzmaschinen aktuell bei 35 bis 40 Prozent, versichert Roland Nafzger, Leiter Vertrieb und Produkt Management bei Heidelberg Postpress Deutschland GmbH, gegenüber der Graphischen Revue und sieht eine Steigerung auf 65 Prozent für durchaus realistisch.
Den ersten Schritt hat Heidelberg bereits auf der Anlegerseite gesetzt und bietet für die Falzmaschinen aus der Peak-Performance-Klasse wie etwa die Palettenanleger Stahlfolder KH 82 und TH 82 oder Stahlfolder TX 96 an. Dabei kommt das gleiche Anlegerprinzip wie in Druckmaschinen zum Einsatz: Durch die Überlappung der Bogen halbiert sich je nach Falzart deren Einlauflänge nahezu und es können bei gleicher Maschinengeschwindigkeit mehr Bogen zugeführt werden.
Jetzt nehmen sich die Heidelberger die Auslage zur Brust, um die Leistung der Falzmaschine wesentlich bedienerunabhängiger zu gestalten. Laut Roland Nafzger besteht das Hauptproblem an der Auslage in der physischen Belastung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Er untermauert dies mit einem Zahlenbeispiel: Bei einer Leistung von 16.000 Signaturen pro Stunde muss ein Mitarbeiter pro Minute 4 bis 5 Stapel pro Minute auf der Palette absetzen. Pro Schicht wird so ein erwachsenerer Elefant bewegt, was auf die Dauer im wahrsten Sinne des Wortes nicht tragbar ist. Die enorme körperliche Belastung ist der perfekte Nährboden für Krankheiten. Darüber hinaus ist die Arbeit eintönig und nicht gerade motivierend. In der Praxis führt das oft dazu, dass die Maschinengeschwindigkeit bewusst reduziert wird oder vom Bediener zusätzliche „Pausen“ genommen werden.
Mithilfe des Roboter-Systems Stahlfolder P-Stacker erfolgt ein autonomes Absetzen von Signaturstapeln. Bis zu 300 Pakete pro Stunde, von denen jedes Paket bis zu acht Kilogramm wiegen kann, soll der Roboter bewegen können. Dabei handelt es sich laut Heidelberg um einen 6-AchsIndustrieroboter, der mittels Greifer-Technologie die Signaturstapel schonend und sicher greifen und absetzen soll. Dabei nutzt der Roboter das volle Format einer Europalette (EPAL1 800 x 1200 mm) aus. „Wir haben uns ganz bewusst für die Europlatte entschieden, da sie den Standard in der internen und externen Logistik darstellt.“ Bei dem eingesetzten Roboter handelt es sich um einen industrietauglichen Roboter, dessen Nutzungsdauer vom Hersteller beim mehrschichtigen Einsatz an der Falzmaschine auf mindestens 10 Jahre ausgelegt ist.
Herausfordernd war laut Roland Nafzger die Entwicklung des Greifers, mit dem ein markierungsfreies Abstaplen über das gesamte Palettenformat möglich ist. „Das war keine triviale Aufgabe, einen Greifer zu entwickeln, der die Arbeitsweise des Bedieners simuliert und somit eine hohe Paket- und Stapelqualität erzielt.“ Die Paketformate reichen von A5 bis A4, wobei alle Formate mit dem voll automatisierten Greifer verarbeitet werden können. Eine weitere, wichtige Funktion ist das Wenden der Stapel, um diese für den nachfolgenden Prozessschritt richtig auf der Palette zu positionieren. Mit verschiedenen hinterlegten Absetzmustern können auf ein und derselben Palette unterschiedliche Formate abgesetzt werden. Das Einlegen von Zwischenlagen an der gewünschten Position erledigt der Roboter ebenfalls automatisch und die Stapelhöhe beträgt 1,1 Meter.
Erste Auslieferungen des Roboters sind für den Oktober dieses Jahres geplant. Das soll ein erster Schritt hin zur autonomen Produktion in der Weiterverarbeitung sein. Zielgruppe sind industriell arbeitenden Kunden mit mittleren bis große Auflagen. Der P-Stacker ergänzt die Stahlfolder-Modelle TH/KH 82-P und TX 96, von denen bereits 200 Stück im Feld installiert wurden. Der Stahlfolder P-Stacker soll für eine erhöhte Produktivität und Effizienz im Falzprozess sorgen, den Bediener entlastet und ihm Freiraum für zusätzliche Tätigkeiten wie die Qualitätskontrolle und die Logistik um die Maschine geben.
Neben der Einführung des Roboters hat Heidelberg die Idee des Push to Stop aus dem Druckbereich auch bei Falzmaschinen umgesetzt. Dadurch müssen die unterschiedlichen Signaturen nicht mehr durch separate Paletten oder Papiermarkierungen getrennt werden, sondern werden nacheinander abgearbeitet. Das System beruht auf zwei Komponenten: Zum einen aus einem aufgedruckten Barcode auf den Signaturen und je einem integrierten Kamerasystem im PFX-Anleger und der Alpha-Auslage von Palamides. Ohne Eingreifen durch den Bediener beginnt dann die Produktion der nächsten Signatur autonom. Eine Untermischung der unterschiedlichen Signaturen im Stapel in der Auslage wird vermieden. Verfügbar ist Push to Stop für die Stahlfolder TH/KH 82-P und TX 96.
Aufgrund des Einsatzes von Maschinen verschiedener Hersteller im Akzidenzdruck und vieler manueller und zeitintensiver Arbeitsschritte ist eine Nachkalkulation aus der Sicht von Heidelberg fast unmöglich. Eine Standard-Schnittstelle soll jetzt für Transparenz und Effizienz bei der Auftragsabwicklung sorgen.
„Postpress Data Ready“ konzentriert sich rein auf die Erfassung von Betriebsdaten. Die weitestgehend automatisierte Datenerfassung bezieht sich z. B. auf Echtzeit-Daten zum Produktionsfortschritt und für die Auftragsplanung. Entsprechend erhalten Anwender und Anwenderinnen eine verlässliche Datenbasis für eine wirtschaftliche Kapazitätsplanung und für eine einfachere Nachkalkulation. Bei „Postpress Data Ready“ handelt es sich um eine nicht-pro- prietäre Daten-Schnittstelle, somit ist auch die Integration in MIS-Systeme möglich, die nicht von Heidelberg Prinect stammen.
Alles Schritte, um die Effizienz und Produktivität in der Weiterverarbeitung zu steigern.
Artikel aus dem Magazin „Graphische Revue, Ausgabe 5/2020.“
29.10.2020
In der Weiterverarbeitung von Druckerzeugnissen liegen nach wie vor beachtliche Potenziale hinsichtlich stärkerer Automatisierung, höherer Produktivität und integrierter Prozesse. Diese Themen gilt es sowohl für den Akzidenz- als auch den Verpackungsdruck anzugehen. Gleichwohl müssen einfachere und bedienerfreundlichere Maschinen den Fachkräftemangel kompensieren und körperliche Tätigkeiten reduzieren. Ein Flaschenhals bildet hier unter anderem der Falzbereich.
Durch die massive Leistungssteigerung beim Falzen in den letzten Jahren mit bis zu 18.000 Bogen/Std. sind sowohl die Bogenzuführung als auch die Bogenauslage gefordert. Der in letzter Zeit oft verwendete OEE-Wert (Overall Equipment Effectiveness) liegt bei Falzmaschinen aktuell bei 35 bis 40 Prozent, versichert Roland Nafzger, Leiter Vertrieb und Produkt Management bei Heidelberg Postpress Deutschland GmbH, gegenüber der Graphischen Revue und sieht eine Steigerung auf 65 Prozent für durchaus realistisch.
Den ersten Schritt hat Heidelberg bereits auf der Anlegerseite gesetzt und bietet für die Falzmaschinen aus der Peak-Performance-Klasse wie etwa die Palettenanleger Stahlfolder KH 82 und TH 82 oder Stahlfolder TX 96 an. Dabei kommt das gleiche Anlegerprinzip wie in Druckmaschinen zum Einsatz: Durch die Überlappung der Bogen halbiert sich je nach Falzart deren Einlauflänge nahezu und es können bei gleicher Maschinengeschwindigkeit mehr Bogen zugeführt werden.
Jetzt nehmen sich die Heidelberger die Auslage zur Brust, um die Leistung der Falzmaschine wesentlich bedienerunabhängiger zu gestalten. Laut Roland Nafzger besteht das Hauptproblem an der Auslage in der physischen Belastung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Er untermauert dies mit einem Zahlenbeispiel: Bei einer Leistung von 16.000 Signaturen pro Stunde muss ein Mitarbeiter pro Minute 4 bis 5 Stapel pro Minute auf der Palette absetzen. Pro Schicht wird so ein erwachsenerer Elefant bewegt, was auf die Dauer im wahrsten Sinne des Wortes nicht tragbar ist. Die enorme körperliche Belastung ist der perfekte Nährboden für Krankheiten. Darüber hinaus ist die Arbeit eintönig und nicht gerade motivierend. In der Praxis führt das oft dazu, dass die Maschinengeschwindigkeit bewusst reduziert wird oder vom Bediener zusätzliche „Pausen“ genommen werden.
Mithilfe des Roboter-Systems Stahlfolder P-Stacker erfolgt ein autonomes Absetzen von Signaturstapeln. Bis zu 300 Pakete pro Stunde, von denen jedes Paket bis zu acht Kilogramm wiegen kann, soll der Roboter bewegen können. Dabei handelt es sich laut Heidelberg um einen 6-AchsIndustrieroboter, der mittels Greifer-Technologie die Signaturstapel schonend und sicher greifen und absetzen soll. Dabei nutzt der Roboter das volle Format einer Europalette (EPAL1 800 x 1200 mm) aus. „Wir haben uns ganz bewusst für die Europlatte entschieden, da sie den Standard in der internen und externen Logistik darstellt.“ Bei dem eingesetzten Roboter handelt es sich um einen industrietauglichen Roboter, dessen Nutzungsdauer vom Hersteller beim mehrschichtigen Einsatz an der Falzmaschine auf mindestens 10 Jahre ausgelegt ist.
Herausfordernd war laut Roland Nafzger die Entwicklung des Greifers, mit dem ein markierungsfreies Abstaplen über das gesamte Palettenformat möglich ist. „Das war keine triviale Aufgabe, einen Greifer zu entwickeln, der die Arbeitsweise des Bedieners simuliert und somit eine hohe Paket- und Stapelqualität erzielt.“ Die Paketformate reichen von A5 bis A4, wobei alle Formate mit dem voll automatisierten Greifer verarbeitet werden können. Eine weitere, wichtige Funktion ist das Wenden der Stapel, um diese für den nachfolgenden Prozessschritt richtig auf der Palette zu positionieren. Mit verschiedenen hinterlegten Absetzmustern können auf ein und derselben Palette unterschiedliche Formate abgesetzt werden. Das Einlegen von Zwischenlagen an der gewünschten Position erledigt der Roboter ebenfalls automatisch und die Stapelhöhe beträgt 1,1 Meter.
Erste Auslieferungen des Roboters sind für den Oktober dieses Jahres geplant. Das soll ein erster Schritt hin zur autonomen Produktion in der Weiterverarbeitung sein. Zielgruppe sind industriell arbeitenden Kunden mit mittleren bis große Auflagen. Der P-Stacker ergänzt die Stahlfolder-Modelle TH/KH 82-P und TX 96, von denen bereits 200 Stück im Feld installiert wurden. Der Stahlfolder P-Stacker soll für eine erhöhte Produktivität und Effizienz im Falzprozess sorgen, den Bediener entlastet und ihm Freiraum für zusätzliche Tätigkeiten wie die Qualitätskontrolle und die Logistik um die Maschine geben.
Neben der Einführung des Roboters hat Heidelberg die Idee des Push to Stop aus dem Druckbereich auch bei Falzmaschinen umgesetzt. Dadurch müssen die unterschiedlichen Signaturen nicht mehr durch separate Paletten oder Papiermarkierungen getrennt werden, sondern werden nacheinander abgearbeitet. Das System beruht auf zwei Komponenten: Zum einen aus einem aufgedruckten Barcode auf den Signaturen und je einem integrierten Kamerasystem im PFX-Anleger und der Alpha-Auslage von Palamides. Ohne Eingreifen durch den Bediener beginnt dann die Produktion der nächsten Signatur autonom. Eine Untermischung der unterschiedlichen Signaturen im Stapel in der Auslage wird vermieden. Verfügbar ist Push to Stop für die Stahlfolder TH/KH 82-P und TX 96.
Aufgrund des Einsatzes von Maschinen verschiedener Hersteller im Akzidenzdruck und vieler manueller und zeitintensiver Arbeitsschritte ist eine Nachkalkulation aus der Sicht von Heidelberg fast unmöglich. Eine Standard-Schnittstelle soll jetzt für Transparenz und Effizienz bei der Auftragsabwicklung sorgen.
„Postpress Data Ready“ konzentriert sich rein auf die Erfassung von Betriebsdaten. Die weitestgehend automatisierte Datenerfassung bezieht sich z. B. auf Echtzeit-Daten zum Produktionsfortschritt und für die Auftragsplanung. Entsprechend erhalten Anwender und Anwenderinnen eine verlässliche Datenbasis für eine wirtschaftliche Kapazitätsplanung und für eine einfachere Nachkalkulation. Bei „Postpress Data Ready“ handelt es sich um eine nicht-pro- prietäre Daten-Schnittstelle, somit ist auch die Integration in MIS-Systeme möglich, die nicht von Heidelberg Prinect stammen.
Alles Schritte, um die Effizienz und Produktivität in der Weiterverarbeitung zu steigern.
Artikel aus dem Magazin „Graphische Revue, Ausgabe 5/2020.“