Welche Chancen sehen Sie im Digitaldruck?
Es findet ein spürbarer Shift statt. Offset wird, was die bedruckte Fläche angeht, weiterhin den Großteil ausmachen. Dennoch werden Druckereien mit einer kleineren digital bedruckten Fläche den gleichen Umsatz erzielen, da die Produkte einen höheren Wert haben. Ein typisches Beispiel dafür ist Mass Customization, also das individuelle Bedrucken von Produkten im Industriemaßstab. Dazu kommt die größere Nachfrage im digitalen Akzidenzdruck. Heißt: Der Markt ist da. Und er wächst.
Womit will HEIDELBERG das digitale Portfolio erweitern?
Wir haben ja bereits Digitaldruckmaschinen im Angebot: die Gallus One im Etikettenbereich und die gerade komplett überarbeitete Versafire. Durch die Kooperation mit Canon haben wir nun mit der Jetfire from HEIDELBERG auch eine leistungsstarke Inkjet-Maschine für den Akzidenzbereich im Portfolio. Strategisch entscheidend ist für uns dabei, dass diese Maschine in einem digitalen Ökosystem mit anderen Technologien harmoniert.
Was verstehen Sie unter einem Ökosystem im Druckbereich?
Die Maschine, ob Digital- oder Offset-Maschine, ist erst mal ein Ausgabegerät. Hinzu kommen Verbrauchsmaterialien, Software, Logistik, Weiterverarbeitungsmaschinen und einiges mehr – alles, was eine Druckerei für den Geschäftsbetrieb benötigt. Wir integrieren diese Elemente nahtlos in einen Workflow. Das wünschen sich viele unserer etwa 27.000 Kunden im Akzidenzbereich. Dabei wird eine neue Software, unterstützt von künstlicher Intelligenz, alles vollautomatisch umsetzen. Das heißt, die Aufträge werden mit den besten Produktionsmitteln zu den geringsten Produktionskosten termingerecht auf den Weg gebracht, ohne dass Mitarbeitende eingreifen müssen. Die optimierten Produktionswege verringern zusätzlich den CO2-Fußabdruck. Wir wollen diese Anwendung in Kürze auf den Markt bringen.
Welche Vorteile bietet der Digitaldruck in diesem Ökosystem?
Kleinere Auflagen bis 2.000 Stück laufen auf digitalen Inkjet-Maschinen wirtschaftlicher und oft nachhaltiger, da zum Beispiel die Rüstzeiten und die Druckplatten nicht gebraucht werden. Das senkt den CO2-Ausstoß. Außerdem zeigt unsere Erfahrung, dass Druckereien und Digitaldruck-Kunden heute eher on demand drucken, damit sie keine größeren Lagerbestände vorhalten müssen.